1 Timothy 4

Text: 1.Timotheus 4,1-5 Auf die fröhliche Anzeige von dem - mit dem Geheimnis der Gottseligkeit gelegten köstlichen Grund, und von dem - durch die Predigt desselben unter allen Völkern in der Welt aufgerichteten Gehorsam des Glaubens folgt nun eine bedenkliche Warnung, wie Manche von diesem Glauben abfallen, und auf welche mißliche Wege sie geraten werden. Zum Unterricht wie man wandeln soll im Hause GOttes, gehören auch dergleichen Einsichten. Denn im Hause GOttes brechen solche Schäden aus. Die Gemeinde des lebendigen GOttes hat freilich herrliche Verheißungen; aber es fehlt auch nicht an durchdringenden Warnungen, was für falsche Geister ausgehen werden, und an Drohungen, wie es denen gehen werde, die sich in keine Waffenrüstung GOttes setzen lassen. Wer steht, mag zusehen, daß er nicht falle, gilt jedem einzelnen Gläubigen, aber es gilt auch ganzen Gemeinden und Gemeinschaften. Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit fällt nicht; aber etwas Klägliches kommt dazwischen. Das Geheimnis der Gottseligkeit und der Glaube daran wird nimmer aus der Welt verdrungen; aber ein Geheimnis der Bosheit läuft daneben her. Davon sagt der Geist deutlich ; das steht zum Aufwecken vornen an, wie Offb. 2 und 3 die sieben Weckstimmen: Wer ein Ohr hat der höre was der Geist den Gemeinden sagt. Denn der Geist hat ein wachsames Auge über das Haus GOttes, und weckt auch treuen Wächtern und Gemeindegliedern gern das Ohr. Auch hierin nimmt der Geist sein Anzeigen aus den Worten Christi. Denn der hat, Matth. 24 , und anderwärts manches Körnlein hingelegt, und neben anderen - Seinen Jüngern vom Geist zugesagten Hilfeleistungen war auch das: Was zukünftig ist, wird Er euch verkündigen (Joh. 16, 13 f.) . Letzte Zeiten werden hier in dem Sinn genommen, daß auch die ersten Jahre des Christentums mit eingeschlossen sind, so daß der Apostel doch schon zu seinen Zeiten nötig fand, zu warnen und zu wehren. Weil das Geduld = und Trostwort der Schrift in seinem Hoffnungsblick schon hinaussieht, wie die Wahrheit doch das Feld behalten werde: so rechnet sie die große Menge derer, die abfallen , nur für Etliche . Auf den obigen köstlichen Grund des Glaubens waren diese anfänglich auch erbaut: aber sie ließen ihn sich unvermerkt geringschätzig werden, fingen an nach etwas Anderem zu gelüsten, und damit fing der Abfall an. Wir haben ein lüsternes Ohr , wie sich schon im Fall unserer ersten Eltern geoffenbart hat, hartgläubig gegen GOtt und leichtgläubig gegen Menschen und die aus ihnen redenden verführerischen Geister (Joh. 5, 43; Röm. 2, 8) . Wer nicht Geduld hat, von der himmlischen Unterweisung sich lehren zu lassen; wer wenigstens die Befestigung darin nicht in gehöriger Ordnung abwartet, der fällt durch sich selbst oder durch Andere auf Verkehrungen, verführt und wird verführt. Der Teufel ist ein Feind von Allem, was GOtt geordnet hat, und sonderlich von der Einfalt auf Christum (2.Kor. 11, 3) . Zu seinem Vorgeben aber entlehnt er immer Etwas aus der Schrift und bringt unter solchen Fetzen der Wahrheit seine Ware aus, verspricht, als ob man unter den einem angeratenen Übungen viel weiter kommen würde, als auf dem gemeinen Glaubensweg. Aber es läuft auf Lügenreden in Gleisnerei hinaus (V.2) . Anfangs widerspricht solchen Verführern ihr eigenes Gewissen noch, und schilt sie, daß es ihnen nicht um das zu tun sei, was sie vorgeben; aber über eine Weile wird auch ihr Gewissen unrein (Tit. 1, 15 - 16) , sie lernen die unselige Kunst, das Licht in sich zur Finsternis zu machen, oder die Überzeugungen ihres Gewissens so zu drehen, wie es ihren falschgeistlichen und im Grund fälschlichen Absichten gemäß ist. Wer das eine Weile treibt, der wird so verhärtet, das alle Kraft der Wahrheit im Gewissen abgetötet wird, wie man einem Glied durch ein daran vorgenommenes Brennen (Brandmal) alle Empfindungen und Schmerzen benehmen kann. Die als Beispiel angeführten Lehren (V.3) haben wir zwar zu unserer Zeit nun im Papsttum herrschend; aber man muß es darum nie auf das allein schieben. Von vornen herein hat Vieles dazu Bahn gemacht, daß es zu dem Abfall unter dem Papsttum kommen konnte; und nachgehends schleicht jetzt Manches, das im Papsttum aus Staats = Interesse behauptet wird, doch bei uns aus anderen falschgeistlichen Gründen noch mit unter. Sonderlich hat der Feind immer gern in den schönen Garten GOttes, den Ehestand, Unkraut eingestreut, der Menschen Gewissen verwirrt, den Gnadenweg verkehrt, GOttes Ordnung nicht vom angeschmitzten Unflat unterschieden, das Evangelium verdunkelt, auf eigene Übungen geführt. Wer im Hause GOttes fruchtbar wandeln will, muß der Menschen Gewissen auch hierin zu raten wissen. Paulus hat selbst ohne Ehe gelebt, und sonst von solchem Gang rühmlich gesprochen. Sobald es aber zum Strick der Gewissen werden wollte, hat er so gewehrt. - Aus dem Wort GOttes lernt man den rechten Sinn von GOttes Gaben und Ordnungen: im Gebet aber übt man sich auf die Freiheit, Nüchternheit des Herzens, gutes und reines Gewissen, womit alle Kreatur empfangen und gebraucht werden muß. Zu welchem Greul wird man in der Christenheit auch nur durch Versäumnis und Mißbrauch des Tischgebets! Siehe hiervon nach Dan. 5, 23 . Text: 1.Timotheus 4,6-11 Timotheus soll desto pünktlicher bei der gesunden Lehre des Evangelii bleiben und versichert sein, daß er es bei solchem Üben in GOttes Wort für dieses und das zukünftige Leben am besten treffe. Das Obige, nämlich die Gefahr der Verführung, wie solcher auszuweichen, was uns durch Wort GOttes und Gebet zur Heiligung Alles dessen, was wir von der Welt zu brauchen haben, für ein richtiger Gebrauch zu machen, wie den - über dem Ehestand und dessen Gebrauch, über Speise und Trank und die Maß darin, Angefochtenen zu begegnen, und ihre Gewissen zu berichten seien, das Alles faßt der Apostel zusammen, und sagt: Solches hast du den Brüdern, worunter immer auch schwache Gewissen sind, die leicht verwirrt werden könnten, vorzuhalten (Apg. 15, 1 - 10) . Das darf man nicht zu leicht nehmen, noch denken: ich will sie schon heruntersetzen, und es ihnen vertreiben, daß sie mir mit nichts so kommen. Denn solche Art zu handeln heilt die Gewissen nicht. Es braucht Vorhalten, darunter man das Mitleiden, das bedächtliche Arbeiten, wie an einem Auge u.s.f. spürt. Und das gehört zu einem guten Diener JEsu Christi, zu einem rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, daß er sich in die Not, in den Staub beim Kehren des Hauses und nachsuchen des Verlorenen hineingibt (2.Tim Tim 2, 15) . Sonst brauchte man unseren Stand nicht, wie die Welt anfängt überlaut davon zu sprechen, man könnte ihn entbehren. Je mehr man freilich unsere Treue und Arbeit bloß in das Äußerliche und in Beobachtung der Kirchengesetze treibt, und von diesem Kern unseres Amts, von der Seelsorge, vom Aufsuchen und Berichten irriger Gewissen abkommt, je mehr hat die Welt recht, daß das Übrige auch einer aus ihrem Mittel versehen könnte. Aber Zerrüttung wehren, Brüder trösten, über dem Evangelio und dessen Lauterkeit für die Gewissen wachen, dem Fleiß der Gottseligkeit nichts dabei vergeben, das sind Meisterstücke in unserer Amtsführung (Luk. 12, 42) . Schon in Timothei Jugend und Auferziehung war viel zu dieser seiner Brauchbarkeit gelegen (2.Tim 1, 5 und 3, 15) . Wenn aber hierin ja an einem etwas versäumt worden wäre, so fange man doch sonst noch bei Zeiten an, und bleibe darin. Es gehört bei Tag und Nacht mehr Umgang mit GOttes Wort dazu, als man glaubt, mehr mit dem Wort GOttes an seinem eigenen Gewissen gemachte Erfahrung, wenn der Vortrag Worte des Glaubens, mit dem eigenen Glauben vermengte Worte, darüber man eine Macht hat, es als ein Zeugnis zu führen, heißen, und für Andere eine gute Lehre sein soll. Was zum ungöttlichen Wesen hilft, wenigstens die Gottseligkeit und deren Übung nicht fördert, heißt der Apostel ungeistlich oder unheilig (V.7) ; und wie er den Timotheus die Lüste der Jugend fliehen heißt (2.Tim. 2, 22) , und darunter auch Alles einschließt, womit sich Junge im Vortrag und in der Amtsführung tragen und Wohlgefallen können, und etwas Besonderes damit auszurichten meinen: so heißt er ihn hier auch das vom alten Aberglauben Nachgeführte vermeiden. Solcher Dinge hat man sich beim Glauben und bei der Lehre zu entschlagen. Weil Timotheus in Pauli Abwesenheit Niemand hat, der ihn antriebe, so gibt ihm der Apostel auf, sich selbst desto weniger nachzusehen, sondern mit der Furcht GOttes im Herzen, mit der Willigkeit und Ernst, solches auch in allem Wandel, Dienst GOttes und Umgang mit seinem Nächsten zu beweisen, auf ernstliche Übung zu dringen. Denn aus dem, was man etwa an seinem Leib vornehmen könne, entweder mit Strenge, durch Einschränkung im Genuß der Speise und Tranks, dergleichen Timotheus nach Kap. 5, 23 mit dem Wassertrinken muß versucht haben; oder auch auf gelindere Weise, wie man jetzt einem viele Leibesbewegung, Handarbeit und dergleichen anraten kann; auf so etwas ist sich nicht viel zu verlassen, oder davon zu versprechen. Zum Leben, zur Gesundheit, zum Ersparnis im Vermögen, zum guten Namen unter Anderen mag es etwas nutz sein; bei der Gottseligkeit aber gewinnt eine größere Hoffnung Raum. In den Sprüchen Salomonis und sonst im Alten Testament hat die Gottseligkeit, die Weisheit viel Verheißung dieses Lebens. Im Neuen Testament schlägt die Verheißung des Zukünftigen vor; das Vorige aber wird damit nicht zurückgenommen. Verheißungen aber lassen sich nicht abpochen, sondern mit Glauben und Hoffnung abwarten. Mit dem nachdenklichen Wort: Das ist gewißlich war (V.9) , versiegelt der Apostel das Obige, und macht sich zugleich Bahn zu dem Weiteren. Nach der Menschen schnellem Urteil sieht es oft anders aus, als ob die Gottseligkeit einem an der Beförderung, an einer guten Heirat und dergleichen hinderlich gewesen wäre. Aber laß dir dies Wort gewisser sein. Davon geleitet und unterstützt, arbeite, leide dich , mit dem Sinn, dein Leben zu hassen und zu verlieren auf dieser Welt. Auf Niemand als auf den lebendigen GOtt zu hoffen, kommt den am Sichtbaren klebenden Weltmenschen verächtlich vor (Psalm 14, 6 f.) . Als Heiland aller Mensche n tut GOtt auch schon in diesem Leben viel Vergeltung; besonders als der Gläubigen GOtt beweist Er sich an denen, die Ihm und seiner Verheißung, auch des zukünftigen Lebens halber, redlich trauen. Solches, mit Entschlagen alles Anderen, gebiete und lehre (V.11) . Was ich getan und gelehrt habe , spricht uns der Heiland selbst an, das sollst du tun und lehren, damit das Reich GOttes werde vermehrt zu seinem Lob und Ehren, und hüte dich vor der Menschen Gsatz, davon verdirbt der edle Schatz zc . Text: 1.Timotheus 4,12-16 Der Apostel fährt fort, dem Timotheus alle gute Anweisung zu geben, und alle Hoffnung vorzuhalten, wie er in seinem Amts = und Christenberuf fortmachen solle, damit das, wozu ihn GOtt anfänglich ausersehen und begabt hätte, an ihm und durch ihn erreicht würde. In Absicht auf Timotheum hieß das so viel, als: Beweise dich so, daß Niemand von deiner Jugend her Vorwand nehmen könne, dich zu verachten. Doch weil der ganze Brief darauf eingerichtet ist, daß er dem Timotheus gegen Andere zu Statten komme, und er ihn als eine - vom Apostel erteilte Vollmacht Anderen vorlegen könne: so ist es auch eine zu Gunsten Timothei geschriebenes Wort: Niemand verachte deine Jugend . An mancher Verachtung unseres Stands und unserer Personen sind wir selbst schuld, Manches liegt aber auch als ein Gericht GOttes auf uns nach unserer Zeit (Mal. 2, 9) . Wer es erkennt und vor GOtt bekennt, und nur um so viel Offenbarung in der Menschen Gewissen anhält, als nötig ist, für GOtt und Vollbringung seines Willens zu dieser Zeit nicht gar unbrauchbar zu werden, der wird immer so viel Durchkommen finden als nötig ist. Ein Vorbild werden ist die sicherste Art, sich im Respekt zu erhalten. Wenn man einmal die Ehre, die von GOtt allein ist, zusamt dem guten Gewissen von sich gestoßen hat, so fällt man auf allerlei Mittel, wenn man sich gleichwohl nicht will verachten lassen; aber ohne Befolgung diese Rats ist eben nicht gründlich zu helfen. Paulus aber legt Timotheus Manches hin: Auf deine Worte lauert nicht nur die gehässige Welt, sondern auch unter Gläubigen können sich so Schwache finden, die suchen ihren eigenen Gewohnheiten leichter nachzuhängen, wenn sie an ihrer Lehrer Wort und Wandel Etwas bemerken, das ihnen dazu aufhilft. Wer dergleichen Äußerliches nicht sonderlich achten wollte, der käme darüber auch vom Innerlichen ab. Was hat uns Salomo zur Bewahrung unseres Mundes aufgegeben? Wie hat es aber Der, so mehr ist als Salomo, noch höher getrieben? (Matth 12, 36 f.) . An der Liebe ist mehr gelegen, als mit Engelszungen reden können (1.Kor. 13, 1) . An der Willigkeit, sich vom Geiste GOttes leiten zu lassen, vom Weltgeist sich zu entfernen, an der Inbrunst im Geist, die nicht träge werden läßt, ist auch viel gelegen. Wenn der Glaube so zwischen anderen zur Christenkraft gehörigen Stücken steht, da wird damit nicht sowohl auf die - zum Ergreifen der Vergebungsgnade nötige Untertänigkeit, als vielmehr auf die ganze Treue gesehen, womit man sich unter Ehre und Schande, unter guten und bösen Gerüchten an GOtt hält. Keuschheit setzt der Apostel besonders auch wegen Timothei Jugend hinzu. Über Pauli Abwesenheit konnte es manchen Anstand, schweren Vorfall in Timothei Amts = und Christenlauf geben; da weist er ihn dann an getreue Ratsleute: im Worte GOttes wirst du immer über Alles Bescheid finden. Darum halte nur an mit Lesen , für dich und auch in der Gemeinde. Die Schrift und ganze Bücher derselben seinen Zuhörern bekannt machen, und zum Verstand und Gebrauch derselben Handreichung tun können, ist ein Hauptstück unseres Amtes. Denn zum Wort GOttes in der Schrift sind wir als die lebendigen Stimmen zugeordnet. Anhalten mit Lesen ist auch zu kümmerlicher Zeit, wo sonst manche andere Erbauung abgeschnitten wird, doch die Arche , in deren die Seelen noch erhalten werden, und Viele, die mit uns eben denselben teuren Glauben empfangen haben, retten sich mit dem, daß sie noch am Lesen anhalten können. Aber auch, wo man alle Freiheit zum sonstigen Lehren hat, muß das Lesen der Schrift die Hauptquelle bleiben. Ermahnen, Lehren sind die Ausflüsse über Andere, die aber einen steten Zufluß aus Wort GOttes und Gebet haben wollen. Es ist nicht das Predigt = Studieren allein, sondern es muß einer täglich sein und Anderer Herz aus dem Worte GOttes studieren. Über der langen Zeit, über mancher Not und Ratlosigkeit kann es einem aus der Stimme kommen, oder auch über einer falschen Vergnügsamkeit an dem Gang, in welchem es nun einmal steht, kann man vom Erwecken und Fortschreiten abkommen. Bei Timothei Ordination und Einsegnung, die ihm vorderst von Paulus selbst widerfuhr (2.Tim. 1, 6) , wozu aber auch mehrere Älteste mögen beigetreten sein, sind auch manche Weissagungen (V.14) , und vom Geist GOttes erweckte gute Vermutungen seinethalben kund geworden. Wie sich noch jetzt bei unserer Geburt, Auferziehung, Vorbereitungs = Jahren, Amtsantritt Manches ergibt, das eine Frage veranlaßt: Was meinst du will aus dem Kindlein werden (Luk. 1, 66) ? Da können denn auch zuweilen gesegnete Erinnerungen vorgehen, was einem GOtt von Kindesbeinen an für Anzeigen gegeben, daß er einen zu seinem Dienst ausgesondert habe. An dem Umgang , zu dem Paulus anweist (V.15) kann man seine ganze Lebenszeit genug haben, aber dadurch auch von manchem anderen Umgang abgezogen werden. Unter mehr Furcht vor besorgtem Abnehmen und Stillstehen kommt man in das Zunehmen . Acht haben auf sich selbst , und die Lehre läßt sich nicht trennen. Mit dem Eifer für die Lehre läßt sich die Versäumnis in der Achtsamkeit auf sich selbst nicht bedecken. Naturkraft fängt oft Vieles an; allein sie läßt uns stecken. In Glaubenswerken kann man beharren. Welch großer Zweck, sich selbst und die uns hören, selig machen! O GOtt, laß mich hierin nicht leer ausgehen!
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